Planetare Verteidigung: Neues Tool simuliert Atomwaffenangriff auf Asteroiden

Sollte ein gefährlicher Asteroid entdeckt werden, könnte je nach Vorwarnzeit ein Angriff mit Atomwaffen nötig werden. Der lässt sich nun besser simulieren.

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Simulierte Asteroiden, die aufplatzen

(Bild: Courtesy of Mary Burkey)

Lesezeit: 3 Min.

Eine Forschungsgruppe in den USA hat ein neues Werkzeug entwickelt, um die Bekämpfung eines potenziell gefährlichen Asteroiden mit einer Atombombe zu simulieren. Das hat das Lawrence Livermore National Laboratory jetzt publik gemacht, wo die Arbeit durchgeführt wurde. Demnach basiert die Technik unter anderem auf der Asteroidenkollision der NASA-Sonde Dart und kann Abwehrmaßnahmen gegen unterschiedlichste Himmelskörper modellieren. Auch wenn es unwahrscheinlich sei, dass in absehbarer Zeit ein großer Asteroid die Erde gefährde, wären die möglichen Folgen katastrophal, meint das Team. Deshalb müssten alle Optionen zur Gefahrenabwehr geprüft werden.

Wenn ein gefährlicher Asteroid rechtzeitig vor einer möglichen Kollision mit der Erde entdeckt wird, könnte auch eine verhältnismäßig kleine Bahnkorrektur die Bahn ausreichend abändern. Aber wegen der geringen Massen, die wir aktuell ins All schicken können, blieben Atombomben eine "praktikable Alternative", sollte das sich nicht als durchführbar erweisen, schreibt die Forschungsgruppe. Atombomben hätten die höchste Energiedichte pro Masseneinheit unter allen menschlichen Technologien. Auch wenn sie also verhältnismäßig klein wären, blieben sie damit ein unschätzbares Werkzeug für die planetare Verteidigung. Um das Potenzial genauer abschätzen und sich im Ernstfall vorbereiten zu können, wurde die Simulation entwickelt.

Sollte tatsächlich ein gefährlicher Asteroid entdeckt werden, der auf die Erde zurast, bräuchten die Verantwortlichen für Gegenmaßnahmen präzise Daten, um die Konsequenzen der verschiedenen dann vorgelegten Optionen abschätzen zu können, meint das Team noch. Ihre Simulation kann dafür auf Basis unterschiedlichster Messdaten, mögliche Angriffe auf Asteroiden durchspielen, die ganz unterschiedlich zusammengesetzt sind und sich auch in sonstigen Eigenschaften unterschieden. Modelliert werden kann demnach auch, ob eine atomare Explosion mit dem Ziel vorgenommen wird, den Asteroiden lediglich abzulenken, oder gar zu zerstören. Die Arbeit stellt das Team im Planetary Science Journal vor.

Gezielte Suche in den vergangen 20 Jahren haben ergeben, dass die Erde in den nächsten 1000 Jahren aller Voraussicht nach nicht von einem Asteroiden getroffen wird, der einen Durchmesser von einem Kilometer oder mehr hat. Zwar könnten Einschläge kleinerer Objekte immer noch regional oder gar auf einem ganzen Kontinent verheerende Schäden anrichten, aber die Gefahr eines Einschlags, der die gesamte menschliche Zivilisation gefährdet, ist wohl gebannt. Insgesamt kennen wir gegenwärtig 856 erdnahe Asteroiden mit einem Durchmesser von mindestens einem Kilometer, das Bild gilt als weitgehend komplett. Bei kleineren Objekten, die immer noch verheerende Schäden anrichten können, ist unser Überblick aber deutlich begrenzter.

(mho)