Metas Gewinn fällt, Zuckerberg fordert mehr Effizienz

Metas Quartalsgewinn ist ein Drittel gefallen. Mark Zuckerberg verlangt mehr Effizienz, die scheidende Sheryl Sandberg kündigt mehr Audio-GIFs für Reklame an.

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Mark Zuckerberg, winkend

(Bild: Frederic Legrand - COMEO/Shutterstock.com)

Lesezeit: 5 Min.
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32 Prozent weniger Betriebsgewinn, 36 Prozent weniger Nettogewinn meldet Meta Platforms für das zweite Quartal 2022. Zwar gewinnen Facebook, Instagram, Messenger und WhatsApp weiter Nutzer hinzu, doch reduzieren Werbetreibende ihre Reklamebuchungen. "A challenging macro-environment", sei der Grund, sagt Meta-Chef Mark Zuckerberg. Zu Deutsch: Sorge vor Wirtschaftsabschwung führt zu kleineren Werbebudgets.

In Nordamerika verzeichnet Meta Platforms drei Prozent weniger Einnahmen, in Europa sogar elf Prozent weniger. Hier schlägt der schwache Euro durch. Im Rest der Welt wächst Meta weiter, aber von dort kommt weniger als ein Drittel des Gesamtumsatzes, sodass der Quartalsumsatz insgesamt um ein Prozent gefallen ist. Wäre der Euro nicht gefallen, könnte Meta ein Plus von drei Prozent vermelden. Aber das ist Wunschdenken, also bereitet der Konzern Änderungen vor.

Dazu gehört der verstärkte Einsatz von Bewegtbildern mit Ton, wie es von Audio-GIFs bekannt ist. Sie waren in den 1990er-Jahren populär. Diese Werbeform empfahl Metas Chief Operating Officer Sheryl Sandberg ihren Kunden in der üblichen Telefonkonferenz mit Finanzanalysten nach Bekanntgabe der Quartalszahlen. Werbetreibende könnten so mit weniger Aufwand video-ähnliche Reklame schalten. Zudem freut sich Sandberg, dass immer mehr Unternehmen über Meta-Kanäle mit ihren Kunden kommunizieren. In Zukunft soll Metas Künstliche Intelligenz auch für kleine Unternehmen automatisierte Mitteilungen erstellen, erklärte Zuckerberg.

Der Firmenchef kündigte zudem an, seinen Usern mehr Inhalte zuzuteilen, die sie nicht bewusst ausgewählt haben. Künstliche Intelligenz soll immer mehr Postings von Nutzern auswählen und vorsetzen, denen man selbst nicht folgt. Derzeit sind 15 Prozent der Inhalte des Facebook-Feeds von KI auserkoren, bei Instagram mehr. Die Anteile werden bis Ende 2023 voraussichtlich verdoppelt – nicht zuletzt, weil die User solche KI-Empfehlungen fleißig durch private Nachrichten weiterverbreiten.

Diese Multiplikation ist für Zuckerberg auch Beleg, dass die verstärkte Kuratierung der Inhalte keine Abkehr vom "sozialen" Element seiner sozialen Netzwerke darstelle. Das soziale Element liege in Zukunft eben darin, dass Menschen die KI-Empfehlungen an andere Menschen weiterverteilen. Auf Instagram diene bereits jetzt die Hälfte aller privaten Nachrichten der Weiterverbreitung von Inhalten aus dem Video-Reel.

Seinem umgestalteten Managementteam erteilt Zuckerberg die Aufgabe, den Konzern effizienter zu machen: "Get more done with fewer resources!", lautet die Parole. Mit weniger Mitteleinsatz soll mehr erreicht werden, der Betrieb soll "stärker und disziplinierter" werden.

Anlass ist, dass Metas Profitmarge von 43 Prozent im zweiten Quartal 2021 auf 29 Prozent im zweiten Quartal 2022 gefallen ist. Während die Einnahmen binnen Jahresfrist um ein Prozent auf 28,8 Milliarden US-Dollar gefallen sind, gibt es einen Sprung bei den Kosten von 22 Prozent auf 20,5 Milliarden Dollar – unter anderem, weil die Zahl der Mitarbeiter in einem Jahr um ein Drittel auf rund 84.000 gestiegen ist.

Meta bleiben im zweiten Quartal 8,4 Milliarden Dollar Betriebsgewinn (-32%) und 6,7 Milliarden Dollar Nettogewinn (-36%). Über Facebook, Instagram, Messenger und WhatsApp hat Meta im Juni 3,65 Milliarden Nutzer gezählt, davon 2,88 Milliarden sogar jeden einzelnen Tag. Das ist jeweils ein neuer Rekord und ein Zuwachs von vier Prozent im Jahresabstand. Russlands Angriff auf die Ukraine hat zu einer Reihe von Zensurmaßnahmen geführt, andernfalls wäre der Zuwachs noch höher, ist Meta überzeugt.

Meta-User mussten zuletzt deutlich mehr Werbung hinnehmen: Die Zahl der Einblendungen war im zweiten Quartal weltweit gleich 15 Prozent höher, gleichzeitig hat sich der durchschnittliche Erlös um fast den gleichen Anteil reduziert. Zuckerberg steigt jetzt bei mehreren langfristigen Großprojekten auf die Bremse. Sie werden zwar nicht gestoppt, aber langsamer ausgebaut.

Parallel drosselt Meta das Tempo der Neueinstellungen – genau wie bei anderen Tech-Riesen wie Google, Microsoft und SAP, wird das nächstes Jahr deutlich werden. Manche Meta-Teams sollen sogar schrumpfen. Ob die Konzernbelegschaft 2023 insgesamt schrumpfen wird, ließ Chief Financial Officer David Wehner ausdrücklich offen.

Für das laufende Quartal erwartet Meta weiteren Umsatzrückgang von 29 Milliarden vor einem Jahr auf nunmehr 26 bis 28,5 Milliarden Dollar. Die geplanten Ausgaben fährt Meta um drei bis vier Milliarden Dollar zurück. Nach Bekanntgabe der Finanzzahlen sind Meta-Aktien im nachbörslichen Handel um rund fünf Prozent gefallen.

Für Sheryl Sandberg waren es die letzten Quartalszahlen als COO. Die Facebook-Macherin tritt zurück. Nachbesetzt wird ihre Stelle nicht, jedenfalls nicht in der bekannten Form. Der Titel des Chief Operating Officer geht zwar an Javier Olivan, doch wird seine Rolle weniger breit ausfallen. Damit einher gehen diverse personelle Umstrukturierungen. Der aktuelle Finanzchef Wehner übernimmt im November die neue geschaffene Position des Chief Strategy Officer, seine bisherige Stellvertreterin Susan Li übernimmt dann als CFO. Sandberg behält ihren Sitz in Metas Verwaltungsrat, möchte sich sonst aber wohltätig beschäftigen.

(ds)