Vision Pro für Brillenträger: Original- und Third-Party-Gläser ausprobiert

Wer Brille trägt, benötigt für die Vision Pro "Optical Inserts". Die gibt es von Apple aus den USA und über einen deutschen Anbieter. So geht das.

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Zeiss-Linsen für die Vision Pro

Zeiss-Linsen für die Vision Pro.

(Bild: Apple)

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Während man bei Virtual-Reality-Brillen wie Metas Quest 3 relativ problemlos auch eine Brille unter dem Headset tragen kann, ist dies bei der Vision Pro von Apple unmöglich. Nicht nur der fehlende Platz ist ein Problem, sondern vor allem das Augentracking, das mit Gläsern nicht mehr funktionieren würde. Deshalb bietet Apple sogenannte Optical Inserts an, die das Unternehmen von Zeiss in China fertigen lässt. Sie sind entweder als Lesebrillenvariante oder mit individuellen Sehstärken erhältlich. Die sogenannten Readers kosten 100 US-Dollar, Optical Inserts mit individuellen Sehstärken 150 Dollar.

Wir haben Optical Inserts gewählt. An diese zu gelangen, ist gar nicht so einfach, wie wir bereits in einem früheren Artikel beschrieben haben. So muss zwingend das Rezept eines amerikanischen Augenarztes vorliegen. Hinzu kommt ein weiteres Problem: Zeiss fertigt nicht alle Stärken, manche sind "out of range" für die Vision Pro. Insbesondere bei Hornhautverkrümmung kann es vorkommen, dass Zeiss die Werte ablehnt.

Da nie konkrete Angaben gemacht werden, in welchen Bereichen die Optical Inserts liegen dürfen, kann das zum Ping-Pong-Spiel ausarten: Man bestellt die Gläser über die Apple-Website, lädt ein (ggf. vom Arzt nach unten angepasstes) Rezept hoch und wartet dann auf eine E-Mail von Zeiss mit Ablehnung oder Genehmigung. Geliefert werden die Optical Inserts – genauso wie die Vision Pro selbst – nur an US-Adressen. Nach Europa, darunter Deutschland, soll die Vision Pro frühestens im Juni kommen, offiziell ist das bisher aber nicht.

Nachdem das Rezept genehmigt wurde, dauert die Herstellung ungefähr 10 Tage. Die Lieferung erfolgt durch Zeiss, wobei die Packung Apple-typisch ist – inklusive leicht verständlicher Anleitung. Auf Wunsch kann man die Optical Inserts auch mit einer Gravur versehen – etwa, um sie nicht zu verwechseln, wenn es in der Familie mehrere gibt. Links und rechts sind gekennzeichnet. Magnete in der Vision Pro halten die Inserts – sie rasten satt ein. Das Setup ist einfach: Nach dem Einsetzen und der Eingabe der Geräte-PIN muss man mit der Vision Pro auf einen Code blicken, der in der Verpackung der Optical Inserts abgedruckt ist. Danach kommt ein neuerliches Setup von Hand- und Eyetracking, das man so auch schon vom Prozess ohne die Gläser kennt. Schließlich muss auch noch der biometrische Schutz Optical ID erneut durchgeführt werden, da sich dieser durch die Gläser offenbar ändert.

Für Brillenträger, die die Vision Pro zuvor ohne Gläser tragen mussten, haben die Optical Inserts etwas von einem Erweckungserlebnis: Die 4K-OLED-Bildschirme wirken endlich scharf. Das gilt nicht nur bei der Betrachtung der wunderschönen Environments oder von Filmen, sondern besonders für die Verwendung des Mac-Virtual-Displays, mit dem man seinen Rechner in die Vision Pro holt. Man kann richtiggehend eintauchen in das Headset, verliert auch mal kurz das Gefühl für Raum und Zeit. Beim Start der Vision Pro kam es vor, dass die Brille verlangte, die Augenabstände neu einzustellen oder das Headset leicht nach oben zu schieben; sonst war die Nutzung unproblematisch.

Wer eine Vision Pro besitzt, aber keine Möglichkeit hat, Apples Optical-Inserts-Prozess in den USA zu durchlaufen, kann auch zu einer Alternative aus Deutschland greifen: Der VR Optiker, der auf das Thema spezialisiert ist und bereits Gläser für zahlreiche Headsets im Angebot hat, ist seit Kurzem auch im Apple-Bereich tätig. Die Gläser stammen ebenfalls von Zeiss, sind hochwertig verarbeitet und noch deutlich stärker konfigurierbar als das, was Apple verkauft. Zudem ist kein Rezept notwendig, es reichen die Werte vom Sehtest oder Augenarzt. Ein Nachteil ist allerdings, dass es derzeit noch keinen Setup-Code gibt. Die Konfiguration erfolgt händisch, inklusive neuem Hand- und Eyetracking.

Bei unseren Testgläsern, die vor allem auf die Korrektur einer stärkeren Hornhautverkrümmung abzielten, machte das Probleme – der Prozess wurde nicht abgeschlossen. In solchen Fällen – die allerdings selten vorkommen sollen – hilft das Unternehmen und nimmt die Gläser zurück. Mit regulären Sehstärken wie Kurzsichtigkeit sollte das nicht passieren, so der VR Optiker. Im Gebrauch gab es teilweise Artefakte und "Blitze", die wir bei Apples Originalgläsern nicht feststellten. Auch das könnte mit dem Setup-Prozess zu tun haben.

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(bsc)